Technik:
Kurbeltrieb
Laut
Wikipedia ist "ein Verbrennungsmotor eine
Wärmekraftmaschine, die durch innere Verbrennung von
Treibstoff mechanische Arbeit verrichtet."
Die meisten Verbrennungsmotoren nutzen dabei ein
uraltes mechanisches Prinzip, welches bereits vor der
Erfindung der Dampfmaschine bekannt war, den
Kurbeltrieb.
Damit bezeichnet man hier alle Komponenten, welche die
Kraft umleiten, die durch die Ausdehnung des
Verbrennungsgases beim Arbeittakt entsteht. Das sind
Kolben, Pleuelstangen, Kurbelwelle mit ihren
Verbindungen und Lagern.
Das Besondere am Kurbeltrieb ist, dass er eine lineare
Bewegung in eine rotierende umsetzt. Oder anders
ausgedrückt, dass dabei eine Kraft in ein
Drehmoment gewandelt wird, welches letztendlich
zum Antrieb eines Fahrzeuges genutzt werden kann.
Das funktioniert, indem ein exzentrisch angeordneter
Hubzapfen zunächst über eine Pleuelstange mit dem
Kolben verbunden wird. Der Hubzapfen ist wiederum an
einer oder mehreren Scheiben angebracht, die in
Rotation versetzt werden. Jetzt müssen diese Scheiben
noch auf einer Welle sitzen und man kann die Rotation
weiterleiten, zum Beispiel an ein Antriebsrad. Soweit
das Prinzip.
Reiht man mehrere Kurbeltriebe aneinander, entsteht
ein Mehrzylindermotor, der eine gleichmäßigere
Drehmomentabgabe und höhere Drehzahlen
zulässt.
Bei unseren Motorrädern ist zwischen dem Kurbeltrieb
und dem angetriebenen Rad natürlich noch eine Kupplung,
ein Getriebe und ein
Sekundärtrieb (Kette, Kardan)
angeordnet. Daher finden sich an der Kurbelwelle noch
weitere Elemente: ein Zapfen oder ein Zahnrad für den
Primärantrieb zur Kupplung, ein Zapfen für die
Lichtmaschine und der Nockenwellenantrieb.
Schauen wir uns jetzt mal an, welche Bauarten es bei
GS- und GSX-Motoren gibt.
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Kurbeltrieb mit gebauter
Kurbelwelle
SUZUKI hat sich bei der Entwicklung der ersten
GS-Motoren noch stark an die
Konstruktionsprinzipien der Zweitakter
angelehnt. So entstanden Kurbelwellen, die
aus vielen Einzelteilen zusammen gepresst wurden.
Damit kannte man sich aus und wollte, obwohl das
Ganze recht aufwändig war, kein Risiko eingehen.
Hier seht Ihr die Kurbelwelle der GS 750, welche
in ähnlicher Form auch bei der zweizylindrigen GS
400, der GS 550, GS 850, GS 1000 und GS 1100, aber
auch bei der GSX 1100 eingebaut wurde.
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn SUZUKI
vertraute lange Zeit auf solide Rollen- bzw.
Rillenkugellager für die Kurbelwelle. Und die
lassen sich nur montieren, wenn man die
Kurbelwelle aus Einzelteilen zusammensetzt.
Diese Bauweise war zwar sehr zuverlässig und gut
geeignet für ein Baukastensystem, doch hat sie
auch ein paar Nachteile.
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Zunächst ist es recht schwierig, die Kurbelwelle
genau winkelig zusammen zu pressen. Das können nur
Spezialisten. Sollten einmal Lager oder andere
Komponenten ausgetauscht werden müssen, gehört diese
Arbeit eindeutig in die Hände von Fachwerkstätten.
Auch das Auswuchten der Kurbelwelle ist schwieriger,
denn man kann die Pleuel dazu nicht entfernen. Viele
Hersteller ähnlicher Konstruktionen haben deshalb
ganz darauf verzichtet und man darf sich nicht
wundern, dass diese Motoren größere Vibrationen
aufweisen.
Das Tuning von Motoren mit gebauten Kurbelwellen
stößt auch schnell an Grenzen, denn die Kräfte
werden so groß, dass sich die Kurbelscheiben gegen
die eingepressten Zapfen verdrehen können. Da hilft
dann nur noch, die verpressten Komponenten miteinander
zu verschweißen.
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Kurbeltrieb mit
einteiliger Kurbelwelle
Viel einfacher sind Kurbeltriebe mit einer
einteiligen Kurbelwelle, die im
Gesenk-Schmiedeverfahren oder im Gussverfahren
hergestellt wird. Hier kommen keine Rollen-
sondern Gleitlager zum Einsatz und die Pleuel
haben für die Montage ein geteiltes Fußlager.
SUZUKI hat erst Anfang der 80er Jahre bei einigen
Modellen diese Bauform gewählt, d.h. bei der GS
450, GS 650 (Bild), GSX 400 und GSX 750. Dieser
Umstieg erfordert einige tief greifende
Veränderungen am Motorkonzept, beispielsweise ein
Hochdruckschmiersystem, um die empfindlichen
Gleitlager ausreichend zu schmieren.
Hier liegt auch der Nachteil dieser Konstruktion:
Gleitlager benötigen bessere Ölqualitäten,
vertragen weniger Schmutzpartikel im Öl und
nehmen Mangelschmierung (z.B. beim Kaltstart) sehr
übel. Dennoch hat sich der Kurbeltrieb mit
einteiliger Kurbelwelle im Motorradbau
durchgesetzt - nicht zuletzt aus wirtschaftlichen
Gründen.
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Wem
das noch nicht genügend theoretisch war, kann unten
weiter klicken und mehr über den Massenausgleich im
Kurbeltrieb sowie das Auswuchten erfahren.
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© Michael (23.03.06
) [Start]
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