Krümmer blau durch Hitzestau
... das muss nicht sein.

Von Beate Buckert

Es gibt offenbar Tatsachen mit denen man sich abfinden muss. Eine davon ist, dass einwandige Krümmerrohre bereits nach dem ersten heißen Abgas-Angriff blau anlaufen. 
   

Für manche muss das so sein. Andere stehen da gar nicht drauf. 
Wer an seinem Custombike alles feinstens aufeinander abgestimmt hat, den kann der Blauschimmer auch gewaltig nerven. Da man viel 'rum kommt, bekommt man auch entsprechend viel zu hören. Manches davon ist die Luft nicht wert, die beim Aussprechen verschwendet wird. Unter diese Kategorie wollten wir auch den Tip einstufen, dass es so was wie einen Bläueblocker für Auspuffkrümmer geben soll. Welche Zauberformel sollte es denn diesmal sein? Nachts um zwölf dreimal um die Krümmer tanzen, darauf achten, dass eine schwarze Katze zugegen ist, und anschließend mit einem Woodoo-Stab in die Krümmer stoßen? Wir waren skeptisch ...
Bis wir hörten, wie das im einzelnen funktionieren sollte. Jetzt schien es gar nicht mehr so unlogisch. Also haben wir es für euch mal ausprobiert. Dazu muss man wissen, dass die Krümmer, die man im Zubehör bekommt, gewöhnlich einwandig sind. Im Gegensatz zu Serienanlagen, die in der Regel mit einem zusätzlichen Innenkrümmer ausgestattet sind, den eine Luftschicht vom äußeren trennt. Zwar wird dadurch die außen sichtbare Bläue verhindert, aber in dem Zwischenraum läßt sich gerne Kondenswasser nieder, so dass die inneren Teile irgendwann vom Rost angefressen werden und für unangenehme Klappergeräusche sorgen.
Möchte man die Krümmer selber biegen und anschließend verchromen, ist darauf zu achten, dass für Auspuffanlagen eine spezielles Verchromungsverfahren notwendig ist. Eine schlechte Verchromung erkennt man schon nach wenigen Kilometern an hässlicher Blasenbildung. Hier braucht man sich gar nicht erst an den Bläueschutz heranzumachen.

Das Prinzip des Bläueblockers ist recht einfach. 
Das Krümmerrohr wird von innen beschichtet, und so vor dem massiven Hitze-Ansturm geschützt, der ansonsten den Blauschimmer auf dem Chrom verewigt. Für die Beschichtung werden zwei Dinge benötigt: je eine Dose schwarzen VHT-Auspufflack und Aluminium-Flüssig-Spray. Der VHT-Auspufflack ist generell sehr empfehlenswert. Er findet selbst in der Luftfahrtindustrie Verwendung und ist, je nach Farbton, über 700° Celsius hitzebeständig. Da er in den Staaten hergestellt wird, ist er nicht in jedem Fachgeschäft zu finden. Man bekommt ihn aber für zirka 15 Mark bei Mike & Franks (Telefon: 0431/589041) sowie bei POLO, oder fragt mal die Werkstatt eures Vertrauens.
Während der VHT-Lack bei unserem Verfahren als Wärmeisolator eingesetzt wird, dient das Aluminium-Spray als guter Wärmeleiter. Es verteilt die hohen Temperaturen auf eine größere Oberfläche und baut damit ein zweites Schutzschild im Kampf gegen die Hitze auf. Das flüssige Aluminium (z.B. von Carlofon), dass zu mindestens 99 Prozent aus Reinaluminium bestehen sollte, gibt's in gut sortierten Autozubehör-Läden und kostet etwa 18 Mark. Der Kostenaufwand für den Bläueschutz ist also relativ gering. Nur etwas Zeit sollte man sich für die Sache nehmen.

So wird´s gemacht:
Das Verfahren sollte angeblich nur an unbenutzten, sprich sauberen Krümmern funktionieren. Da wir diese nicht zur Hand hatten, sind wir einen Schritt weiter gegangen, und haben es an solchen getestet, die schon zig Kilometer und viel, viel Blau auf dem Buckel hatten. Das es selbst hier klappt, hat uns auch angenehm überrascht. Allerdings ist der Aufwand in diesem Fall etwas größer, da die Rohre erst mal in den sauberen Urzustand zurückversetzt werden müssen. Eine äußere wie innere Reinigungsprozedur ist also unbedingt von Nöten. Als erstes werden sie von außen poliert. Kleinere Poliersets für die Bohrmaschine inklusive verschiedener Wachse werden z.B. von Polo, Louis, oder Hein Gericke schon ab ca. 25 Märkern angeboten. Mit grober Polierbürste und weichem Wachs erhält der Chrom wieder seinen gleichmäßigen Silberglanz. Ist von der Bläue keine Spur mehr zu sehen, werden die Krümmer zum Schutz mit Klebeband umwickelt, denn jetzt müssen sie zum Strahlen weggegeben werden. Die Verbrennungsrückstände sollen hierbei den Glasperlen zum Opfer fallen.
Wie beim Lackieren üblich, muss die Oberfläche so sauber wie möglich sein. Deswegen werden die Krümmer abschließend mit Verdünnung ausgewaschen. Eine kleine Hilfsvorrichtung ist hierbei überaus nützlich. Man nimmt sich ein Stück bleistiftdickes Elektrokabel, dass doppelt so lang wie der Krümmer ist, knüllt einen Lappen zusammen, und befestigt ihn in der Mitte mit Kabelbinder, schüttet etwas Verdünnung in den Krümmer, und zieht das selbst gebastelte Werkzeug mehrmals hindurch.

Sind die Krümmer noch jungfräulich, könnt ihr all das vergessen, was ihr gerade gelesen habt. Lediglich abgeklebt werden müssen die neuen Stücke, bevor es ans Lackieren geht. Dazu sollte die Raum- oder Außentemperatur nicht unter 15° Celsius liegen. Eine direkte Wärmequelle verkürzt natürlich die Aushärtzeit zwischen den einzelnen Lackschichten. Der VHT - Auspufflack wird vom zylinderseitigen Ende der Krümmer rein gesprüht. 
Dabei sollte man sich ruhig etwas Zeit nehmen, und so gezielt sprühen, dass alles gleichmäßig benetzt wird und nicht direkt wieder unten raus tropft. 
10 bis 15 Minuten trocknen lassen, und eine weitere Schicht einsprühen, und das solange betreiben, bis die Dose keinen Lack mehr hergibt. 
Ist das Ganze dann einen Tag lang durchgetrocknet, wird die gleiche Prozedur mit dem Aluminiumspray wiederholt. Etwa eine halbe Dose sollte genügen.
   
Jetzt habt ihr ein wirksames Hitzeschild aufgebaut, 
und als überaus netter Nebeneffekt sind die Krümmer auch noch zusätzlich mit einem Korrosionsschutz versehen. Was will man mehr?

Texte und Fotos Beate Buckert
Für die Veröffentlichung liegt mir die freundliche Genehmigung der Autorin vor.

 

Michael (21.03.04 )    [Start]