Abdrückmechanismus
für festsitzende Motordeckel

Von Beate Buckert

Wer einer groben Fahrlässigkeit nicht überführt werden will, sollte keine Spuren hinterlassen. Deutet dies doch auf eine gewisse Trotteligkeit hin, die meist noch mit einem unliebsamen Nachspiel gekrönt wird. Was im wahren Leben gilt, hat auch beim Schrauben seine Bedeutung. Denn wer hier keine nötige Sorgfalt walten lässt, hinterlässt zwangsläufig hässliche Spuren, die nicht nur das Auge des Betrachters beleidigen, sondern häufig auch noch in Form ernsthafter Beschädigungen zu echter Trübsal Anlass geben.
So wird man im Laufe eines Schrauberlebens immer mal wieder mit dem Problem konfrontiert, einen vermeintlich unlösbar mit dem Herzstück verbundenen Motorseitendeckel zu entfernen, sei es für diverse Wartungs- und Reparaturarbeiten, oder um das Stück einer Verschönerungsorgie zu unterziehen.
In manchen Fällen haben sich die Motordeckel durch zäh-klebrige Dichtungen oder Dichtmittel so "festgefressen", dass scheinbar nur noch rohe Gewalt Hilfe verspricht. Vertreter dieser Hauruckverfahrenphilosophie greifen dann gerne zu Hammer oder Schraubenzieher, und versuchen so, rüpelhaft Herr der Lage zu werden. Zwar führt dies meist zur Auflösung der zwanghaften Deckel-Motor-Verbindung, aber selten geht dies ohne Kratzer, Dellen oder Beschädigungen der Dichtflächen einher. Zudem bieten versenkte Motorseitendeckel, wie in unserem Beispielsfall, noch nicht einmal die grobschlächtige Möglichkeit irgendwo einen Schraubenzieher anzusetzen. Besonders haarig wird es dann, wenn der Deckel bereits irgendwelche Veredelungsverfahren, wie Verchromen, Polieren oder Lackieren durchlaufen hat. Solche Deckel schreien geradezu danach mit Samthandschuhen angepackt zu werden. Und diese gibt es, in Form einer recht einfachen Methode die Deckel ohne unschönen Begleiterscheinungen vom Motor zu lösen.
   

Und so funktioniert es:
Die Bohrungen für die Befestigungsschrauben in den Deckeln haben meistens einen Durchmesser von 6,5 Millimetern. 
Nun geht man hin, und schneidet in die Bohrung ein M 8er Gewinde (Bild 1). Dabei darauf achten, dass man das M 6er Gewinde im Gehäuse nicht beschädigt. Anschließend mit Druckluft auspusten, und in das M 6er Gewinde des Motorgehäuses eine Stiftschraube eindrehen. 
Einige Gewindegänge sollte dabei über die Dichtfläche des Gehäuses heraus ragen, damit beim Abdrücken das Gehäusegewinde nicht beschädigt wird. 
   
Dann dreht man in das frisch geschnittene Gewinde eine M 8er Schraube und kontert sie mit der Stiftschraube. 
Durch die unterschiedlichen Steigwinkel der Gewinde dreht sich die Stiftschraube nicht weiter. Und so kann die M 8er Schraube dagegen drücken und den Deckel abheben (Bild 2). Bei großen Motorseitendeckeln empfiehlt es sich gegenüberliegende Gewinde zu schneiden, damit man gleichmäßig abdrücken kann. 
Hat man einmal einen Deckel so zubereitet, kann dieser Ablösemechanismus immer wieder verwendet werden. Und das Schöne daran ist, das Prinzip ist auf jeden Deckel anwendbar, unabhängig von Gewindegröße und Bohrungsdurchmesser.

Texte und Fotos Beate Buckert. Für die Veröffentlichung liegt mir die freundliche Genehmigung der Autorin vor.

Michael (27.03.04 )    [Start]