Kleb
Dir Eine ...
und
ersetze die originalen Markenschriftzüge durch persönliche
Embleme
Von Beate Buckert
Wer
seiner Kreativität Auslauf gegeben, und nach
unzähligen Werkstattstunden ein Bike der Marke
Eigenbau in die Welt gesetzt hat, dem wird irgendwann
gewahr, dass der originale Markenschriftzug auf seinem
Bock mit der Realität nicht mehr allzuviel gemein
hat. Aber wie entledigt man sich der groben Lettern?
Bei Klärung dieser Frage stellen
Beschriftung von Tank und Seitendeckel das geringste
Problem dar, fallen sie zumeist eh einer individuellen
Lackierung zum Opfer. Problematischer wird's bei den
Motorseitendeckeln, da die meisten Hersteller den
Markennamen einzugießen pflegen. Soll der Deckel
farbig werden, bietet sich natürlich diese
Möglichkeit: zuspachteln, beischleifen, Lack drüber
und fertig.
Wer aber den Aludeckel in seiner puren Pracht
beibehalten will, für den ist noch nicht mal das
Zuschweißen der Weisheit letzter Schluss, weil es
leider immer erkennbare Spuren hinterlässt. Denn
selbst erfahrenste Schweißer schaffen das meist nicht
ohne Lunker (im Alu eingeschlossene Luftblasen). Und
zu allem Übel gesellt sich noch ein zweiter
Silberfarbton dazu. Das Schweißgerät sollte man
bestenfalls an Aludeckel lassen, die in Strahloptik
gehalten werden. Bei dieser rauhbeinigen Oberfläche
fallen die unschönen Begleiterscheinungen nicht so
ins Auge.
Eine gute Möglichkeit, den unbeliebten Schriftzug
loszuwerden, besteht darin, ihn zu überkleben.
Natürlich nicht mit x-beliebigen Abziehbildchen,
sondern mit passenden Alu-, Messing- oder
VA-Schildern. Eine Lösung, die zudem den Vorteil
bietet, je nach Form oder Oberflächenbearbeitung des
Schildes, noch ein designerisches i-Tüpfelchen zu
setzen. Das Verfahren, dass hier anhand der Honda VT
600 Motorseitendeckel erläutert wird, ist natürlich
auch überall dort anwendbar, wo Metall auf Metall
geklebt werden soll. Will man die Motordeckel
polieren, ist es empfehlenswert, dies zu tun, bevor
man sich an die Schilder `ran macht. Okay, machen wir
uns ans Werk:
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Die gewünschte Form der
Schilder wird auf Pappkarton gezeichnet
und ausgeschnitten (siehe Skizze).
Wer möchte, kann die dargestellten Konturen aus
der Zeichnung
übernehmen. Nachdem man sich mit Hilfe der
Schablonen davon überzeugt hat, dass nicht
irgendwo noch der alte Schriftzug rauslugt,
können die Embleme nun nach unserem Muster mit
der Stich- oder Handbügelsäge aus dem
gewünschten Blech herausgesägt, und
anschließend poliert werden. Dabei können die
Ränder je nach Geschmack mehr oder weniger
abgerundet oder abgeschrägt werden (Fasen). Jetzt
geht´s zum Gravieren.
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In
unserem Beispiel wurde der gewünschte Schriftzug
mittels CNC-Technik eingraviert, so dass sich eine
alternative Vorgehensweise anbot. In einem
entsprechend großem 2 mm dicken Alublech wurden die
Konturen nach dem Gravieren ausgefräst, so dass das
schweißtreibende Heraussägen entfiel (Kosten: ca. 80
DM für beide Schilder). Da die CNC-Gravur zudem
entsprechend tief war, bot sich hier die Möglichkeit
das Schild erst anschließend zu polieren. Günstige
Anbieter für Gravuren findet man am ehesten in
Fachzeitschriften oder im Internet, auch ein Blick ins
Branchenbuch kann sich lohnen.
Ob man Alu-, VA- oder Messing-Blech verwendet ist
letztlich Geschmackssache. Für VA spricht, dass 1 mm
dünnes Material Verwendung finden kann, für das sich
eine Lasergravur empfiehlt. Die Kehrseite der
Medaille: die Gravur ist nicht besonders tief, und VA
hat einen anderen Silberglanz als Alu. Für letzteres
ist eine Lasergravur denkbar ungeeignet, aufgrund
seiner weicheren Beschaffenheit würde es einfach
dahin schmelzen. Da andere Gravurverfahren tiefer ins
Blech stoßen, muss dementsprechend dickeres Material
gewählt werden. Insgesamt wirken die Aluschilder aber
plastischer und ihr silbriger Glanz entspricht dem des
Deckels.
Da die meisten Motordeckel gewölbt sind, muss die
Fläche, auf die später das Emblem aufgeklebt wird,
plan geschliffen werden.
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Die geschliffene Oberfläche
bietet zudem optimalen Haftgrund
für den Kleber.
Zunächst muss diese Fläche markiert werden. Dazu
werden die (hoffentlich noch vorhandenen)
Pappschablonen auf die Seitendeckelschriftzüge
aufgelegt, und die Kontur mit Edding aufgemalt. Zum Schleifen eignet sich am besten ein kleiner
Winkel- oder Stabschleifer. Aber äußerste
Vorsicht ist geboten! Deshalb dieser kleine
Hinweis: wer keine ruhige Hand hat (Prost...),
oder nicht sicher im Umgang mit solchen Werkzeugen
ist, der sollte, bevor er abrutscht, und den
kostbar polierten Deckel irreparabel
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beschädigt,
das Umfeld mit mehreren Schichten Textilband
abkleben. Während des Schleifens regelmäßig mit
einem Lineal prüfen, ob die Auflagefläche
stimmt. Auf wenige zehntel Millimeter kommt´s
nicht an. Ist auch nicht schlimm, wenn eine kleine
Mulde rein geschliffen wird. Der Kleber wird's
schon richten. Sind die Deckel soweit vorbereitet, gilt es die
Embleme der Wölbung des Deckels anzupassen.
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Dafür werden sie der Länge nach parallel zum
Radius gebogen,
bis es passt. Am besten
veranstaltet man das in einem Schraubstock mit
Gummischutzbacken. Es empfiehlt sich, das Schild
anfangs etwas zu "überbiegen", und es
dann auf einer ebenen Fläche mit der Hand etwas
zurückzudrücken. So erhält man eine
gleichmäßige Auflagefläche. Um dem Kleber
seinen Job zu erleichtern, wird die Rückseite
kurz mit der Flex oder grobem Schmirgelleinen
angeschliffen. Auch hier sollte man nicht
abrutschen! Auch wenn es auf den ersten Blick
unlogisch erscheinen mag, erfahrungsgemäß endet
das in einer Beschädigung der wertvollen
Vorderseite.
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Ist auch dieser Arbeitsschritt erfolgreich
absolviert, geht's ans Kleben.
Zunächst werden
die Klebeflächen mit Verdünnung gesäubert. Als
Kleber sollte mindestens 120° Grad
hitzebeständiger Zweikomponenten- oder
Silikonkleber verwendet werden, den man u.a. im
Baumarkt oder in Autozubehörläden findet. Den
Kleber vorschriftsmäßig anmischen und auftragen.
Dann das Schild auflegen, ausrichten und
andrücken. Sollte sich der Kleber seitlich als
dicker Wulst rauspressen, wird dieser mit Hilfe
eines Zahnstochers (Streichholz tut's auch) grob
entfernt.
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Anschließend erneut ausrichten. Nach
zirka 30 Sekunden Wartezeit werden die restlichen
Klebereste mit einem in Verdünnung getauchten
Pinsel weggestrichen, aber aufpassen,
dass das Schild bei der Aktion nicht wieder
verrutscht. Der Spaß sollte solange wiederholt
werden, bis kein Kleber mehr an unbefugten Stellen
zu finden ist. Nach der vorgeschriebenen Trockenzeit alles noch
mal ...
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... mit Chrompolitur säubern, montieren und
freuen.
Was die Form oder Oberflächenbearbeitung der
Embleme angeht, sind dem Ideenreichtum natürlich
keine Grenzen gesetzt. Wenn das Bike bereits einer
Namenstaufe unterzogen worden ist, wie in unserem
Fall, kommt's gut, wenn man auf diese Art seinen
Stempel auf den Seitendeckel drückt.
Phantasiegravuren, eingefräste Ornamente oder ein
kleines Airbrush kommen aber auch nicht schlecht,
wenn es in das Gesamtbild des Bikes paßt.
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Material:
- 2mm dickes Alublech oder 1mm dickes VA-Blech
- mindestens 120° hitzebeständiger
Zweikomponentenkleber oder Silikonkleber
- Verdünnung
- Textilklebeband
- Pappkarton
Werkzeug:
- Stand- oder Handbohrmaschine
- Säge (elektr. Stichsäge oder Handbügelsäge)
- kleiner Winkel- oder Stabschleifer
- Alu-Poliermaterial sowie Schleifmittel
- Stahlmaß oder einfaches Lineal
- Gummischutzbacken für Schraubstock
- Pinsel
- Edding
- Anreißmaterial
- Schere
- evtl. Zahnstocher oder Streichholz
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Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift "BIKERS
Live!" (Texte und Fotos Beate Buckert).
Für die Veröffentlichung liegt mir die
freundliche Genehmigung der Autorin vor.
Michael (07.10.12
) [Start]
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