Fahrwerk prüfen 

Das sichere Fahrverhalten hängt natürlich vom Zustand und der Einstellung des Fahrwerks ab. Jede Komponente ist wichtig, also neben den Rädern sind dies vor allem die Federelemente sowie Lenkkopf- und Schwingenlager.
Nur das optimale Zusammenspiel dieser Komponenten ergibt ein perfektes Fahrverhalten. Werden bei der Einstellung und Prüfung des Fahrwerks einzelne Punkte übersehen, kann dies zu gravierenden Mängeln führen.
      
Reifen
Geringer Druck führt zu starker Beanspruchung der Reifen, der Verschleiß steigt und die Haftung lässt nach. Auch Fahren mit hohem Druck ist gefährlich, da die Betriebstemperatur nicht erreicht wird und die ganze Fuhre ins "Eiern" kommt. Daher alle 14 Tage den Luftdruck prüfen und einstellen. 
Ein mittig abgefahrener Reifen wirken sich durch unruhigen Geradeauslauf und spürbar schweres Einlenken in Kurven aus. Mehr über die Reifenprüfung könnt  Ihr hier lesen.
   
Federelemente 
müssen auf die jeweilige Belastung eingestellt werden. Bei Beladung oder mit Passagier kannst Du an den Federbeine die Federbasis bzw.  -vorspannung erhöhen. Natürlich muss das auf beiden Seiten gleichmäßig ausgeführt werden. An manchen Telegabeln gibt es eine Möglichkeit, die Feder vorzuspannen. 
Bis Du wieder mit Deiner Suzi alleine unterwegs, kannst Du die Einstellung zurücknehmen. Auch die Dämpferrate der Federbeine kann teilweise variiert werden. Hier hilft ausprobieren, um die richtige Position zu finden.
Eine wichtige Einstellung ist die des Negativ-Federweges des Hinterrades. Um ihn zu messen, steht das Motorrad zunächst unbeladen auf den Rädern. Nun wird der Abstand zwischen Steckachse und einem Fixpunkt in Sitzbanknähe gemessen und notiert.
Dann wird das Motorrad vom Hauptständer genommen und mit dem/der Fahrer/in in normaler Sitzhaltung belastet. Wieder wird der Abstand zwischen Steckachse und Fixpunkt bestimmt. Die Differenz aus beiden Messungen ist der Negativ-Federweg. 
Ist er zu gering, ist meist die Feder zu sehr vorgespannt. Dies führt zu Lenkerschlagen beim Beschleunigen und Überfahren von Querrillen, zu schlechtem Ansprechverhalten oder zu geringem Komfort auf schlechten Strecken. Lässt sich die Vorspannung nicht senken, muss ein weichere Feder eingebaut werden. 
Bei zu großem Negativ-Federweg (zu geringer Federvorspannung), schlägt das Federbein leicht durch. Das Motorrad pendelt bei Bodenwellen oder es treten Rührbewegungen beim Fahren mit hoher Zuladung auf. Dann hilft das Erhöhen der Federvorspannung oder der Einbau einer harten Feder.

Gabelhome
Wurde beispielsweise für einen Reifenwechsel das Vorderrad ausgebaut, kann es passieren, dass beim Wiedereinbau die Gabelholme nicht exakt parallel angeordnet sind. Dies führt zu Fahrwerksunruhen. Um dies zu vermeiden, wird zuerst die Vorderradachse festgezogen, das Motorrad mehrmals kräftig eingefedert und erst dann die übrigen Schrauben (Achs- und eventuell untere Gabelklemmung) festgezogen.
Wichtig ist auch der gleichmäßige Ölstand in beiden Gabelholmen. Die Zugabe der erforderlichen Ölmenge ist eigentlich nur ein Anhaltspunkt und sichert nicht das gleichmäßige Befüllen beider Holme. Wie man den Gabelölwechsel richtig macht, könnt Ihr hier lesen.

   
Lenkkopflager
Wenn sich das Motorrad besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten kippelig und  zielungenau fährt, ist meist das Lenkkopflager falsch eingestellt. Zur Kontrolle stellst Du das Motorrad auf den Hauptständer und lässt eine zweite Person das Heck herunterdrücken. Ist das Vorderrad frei, fasse die Gabel an den Tauchrohren und versuche, sie in Fahrtrichtung hin- und herzubewegen. Ist Spiel spürbar oder ein Klacken zu hören, müssen die Lager nachgespannt werden. Nun drehe die Gabel von Lenkanschlag zu Lenkanschlag. Geht das leicht, ist alles in Ordnung. Spürst Du Widerstand, ist das Lager zu stramm. Rastet die Lenkung in Geradeausstellung regelrecht ein, ist das Lager defekt.
   
Schwingenlager
Das Schwingenlager kann man mit einem Handgriff überprüfen. Man stellt das Motorrad auf den Hauptständer und packt die Schwinge mit einer Hand. Nun versucht man diese in Richtung der Schwingenachse hin- und herzubewegen. Wird Spiel festgestellt, müssen die Lager ausgetauscht oder mit Scheiben ausdistanziert werden. Das ist in der Regel eine Arbeit für eine Fachwerkstatt.
Bei modernen Motorrädern sind die Lager übrigens oft so konstruiert, dass diese einfache Prüfung nicht mehr aussagekräftig genug ist. Aber für die alten GS-Modelle gilt sie noch.
   
Vorder- und Hinterradlager
Häufig vernachlässigt werden die Radlager und sollten auch regelmäßig kontrolliert werden. Mit gefühlvollem Hin- und Herdrücken des entlasteten Vorder- oder Hinterrades kann man das Spiel des Radlagers feststellen.
Einstellen lassen sich Radlager nicht. Wenn sie verschlissen sind, müssen sie stets ersetzt werden.

Schraubverbindungen
am Motor, den Bremsen, der Telegabel und den Federbeinen solltest Du jetzt auch noch auf festen Sitz prüfen. Achte dabei auf den richtigen Wert für die Anzugsmomente. Brachiales Zuknallen ist hier fehl am Platze.

© Michael (23.09.12 )    [Start]