Fahrtechnik - Übungen

Eigentlich sollten wir uns öfter der Handlungsmuster beim Motorradfahren bewusst werden und unsere Reflexe trainieren - ganz besonders nach längerer Abstinenz oder nach der Winterpause.
Alles was man braucht, sind ein paar Sicherheitsübungen, einen ausreichend großen Parkplatz und ein paar Kumpels, die aufpassen oder helfen. 
Mache die folgenden Übungen konzentriert und mit der entsprechenden Vorsicht. Dann startest Du garantiert lockerer in die nächste Motorradsaison und auch sehr viel sicherer.

Kurvenfahren
Klar: Schräglagen kannst Du prima fahren, aber kennst Du auch das richtige Blickverhalten? 
Denn beim Kurvenfahren führt der Blick die Bewegung. Die Augen sollten nie auf oder direkt vor das Vorderrad gerichtet sein, sondern dorthin, wo Dich das nächste Fahrmanöver hinführen soll. 
Markiere einen Kreis von 20 - 30 Metern Durchmesser und fahre ihn im hohen Gang mit konstanter Geschwindigkeit ein paarmal ab. Der richtige Blickpunkt ist etwa einen halben Kreis voraus. Bei der nächsten Pässetour wird Dir dies sehr helfen.
Noch besser kann man das Blickverhalten trainieren, wenn man eine "Acht" mit zwei 20-Meter-Kreisen abfährt.
   
Lenkimpuls
Hast Du Dich so etwas warmgefahren, solltest Du Dir die Lenkimpulsgebung vergegenwärtigen. 
Gerade von erfahrenen Bikern wird diese Grundtechnik ohne Nachdenken richtig ausgeführt. Damit sie jedoch wieder in Fleisch und Blut übergeht, sollte man sie ganz bewusst  üben. Drücke mit dem Handballen gegen das rechte Lenkerende und Du wirst eine Rechtskurve einleiten. Willst Du nach links, leite den Lenkimpuls am linken Lenkerende ein. Der Körper sollte dabei ruhig gehalten werden.
Am besten bekommt man in einem Slalomkurs ein Gefühl für den richtigen Impuls. Beherrscht man ihn, kann man auch rasche Richtungswechsel durchführen, wenn plötzlich ein Hindernis auftaucht. Dann ist nämlich ein intensiver Lenkimpuls vonnöten.
Ausweichen
Hindernisse begegnen uns öfter, als uns lieb ist und wir sollten darauf vorbereitet sein. 
Mit dem gezeigten Übungsaufbau können wir diese Situation durchspielen. Du kannst den Parcours mit Pylonen oder Kreidemarkierungen aufbauen. Er besteht aus einer 2 m langen
Annäherungsspur, einer 10 m langen Ausweichstrecke, einem Korrekturteil und der Zielspur. Du fährst zunächst mit geringer Geschwindigkeit auf die 4 Hindernisse zu und weichst etwa 10 m nach links oder rechts aus. Danach fängst Du Dein Motorrad wieder ab und verlässt den Parcours durch das Ziel. Hast Du Dich an den Bewegungsablauf gewöhnt, kannst Du die Geschwindigkeit bis auf etwa 50 km/h steigern. Falls erforderlich kannst Du Bremsmanöver machen, wie sie unten beschrieben werden.
   
Bremsen
Klar ist, dass die Vorderradbremse beim Bremsen die meiste Arbeit übernehmen sollte und die hintere Bremse das Manöver nur unterstützt.
Zunächst solltest Du im wahrsten Sinne des Wortes "erfahren", wo die Blockiergrenzen von Hinterrad- und Vorderradbremse liegen. Fahre dazu relativ langsam und betätige besonders die vordere Bremse kurz und kräftig. Aber löse sie sofort! Wenn der Reifen dabei kurz pfeift, ist die Blockiergrenze erreicht.
Fühlst Du Dich dabei sicher, wird optimales Bremsen auf gerader Strecke trainiert. Fahre zunächst 50 km/h und betätige beide Bremsen leicht und gleichmäßig. 
Dann ziehe die Kupplung, konzentriere Dich aufs Vorderrad und erhöhe dort zunehmend den Bremsdruck. Hast Du das oft genug gemacht, wird das Vorderrad ganz leicht pfeifen und das Hinterrad eventuell ganz kurz blockieren. Hast Du diesen heiklen Punkt erreicht, müssen die Bremsen rechtzeitig gelöst werden, denn wenn das Vorderrad blockieren sollte, kannst Du ganz leicht auf die Nase fallen!

Wenn Dir diese Übungen nicht reichen oder zu heikel sind, dann solltest Du an einem professionell geführten Sicherheitstraining teilnehmen. Clubs wie ADAC, ACE, BVDM, oder auch das Action Team der Zeitschrift Motorrad bieten ein- oder mehrtägige Veranstaltungen unter Anleitung erfahrener Instruktoren an.

Wer etwas über das Fahren in Gruppen wissen will, kann hier weiter lesen.  

© Michael (10.01.07 )    [Start]