Gleichrichter ersetzen oder reparieren

In den ersten GS-Modellen sind Regler und Gleichrichter noch getrennt. Ist letzterer defekt, kann dies mit einfachen Mitteln repariert werden. 
Wem das Ersatzteil zu teuer ist, der kann sich einen Gleichrichter für wenige EURO im Elektronikhandel (z.B. Conrad) besorgen. Ein Drehstrom-Typ mit 25 A und ca. 200 V eignet sich gut für ein Motorrad. Man sollte natürlich noch einen handelsüblichen Kühlkörper dazu montieren. 
Die drei Leitungen von der Lichtmaschine kommen an die drei Kabel mit dem "~"-Symbol; "+" geht an den Pluspol der Batterie und " -" wird an die Fahrzeugmasse angeschlossen.

Wer es lieber so Original wie möglich haben möchte, kann den Gleichrichter auch mit käuflichen Komponenten reparieren. Unten ist der prinzipielle Aufbau eines GS-Ladesystems mit getrenntem Gleichrichter zu sehen. Die folgende Beschreibung dient lediglich dazu, das Innenleben dieses Gleichrichters wieder in Ordnung zu bringen. Falls ihr mehr Informationen zur Prüfung des gesamten Ladesystems benötigt, findet ihr die hier
   

Wichtig für die ganz Genauen unter uns: 
Die Beschreibung ist für private Anwendungen gedacht und jegliche kommerzielle Nutzung ist untersagt. 
Alle Angaben sind natürlich wie immer ohne Gewähr und es wird keine Gewährleistung für die Richtigkeit bzw. Sicherheit der Inhalte dieser Beschreibung gegeben.
   
Gleichrichter ausbauen
So sieht der defekte Gleichrichter nach dem Ausbau und vor dem Zerlegen in seine Einzelteile aus.
Er besteht aus einem Aluminiumgehäuse mit Kühlrippen, in das die elektronischen Bauteile eingebaut sind. 
Ein kurzes Kabelbündel sorgt für den Anschluss an den Kabelbaum des Motorrades.
   
Gleichrichter zerlegen
Damit man nicht auf die dumme Idee kommt, die Dinger zu reparieren, wurde in Japan alles schön in Harz, Sand und Dichtmasse ertränkt. 
Also ab ins Freie, das Vergusszeug mit einem Heissluftföhn weich machen und herauskratzen. Dabei muss man aufpassen, dass folgende Teile nicht beschädigt werden: die Dichtung zur Kabeldurchführung (1), die beiden kreisförmigen Lötbleche (2), der braune Kunststoffhalter der Bleche (6, siehe unten).
Danach die alten Kabel von den beiden Lötblechen löten und diese reinigen. 
   
Bauteile besorgen
Man braucht sechs neue Dioden. Eingebaut wurde der Typ BYV79 200 (14 A / 200 V), der im Elektronikhandel (z.B. Reichelt, Conrad) erhältlich ist
Für höhere Leistungen gibt’s die Dioden auch noch stärker: BYT30PI/400 = 30 A.
Auf den Bildern sind noch andere Dioden zu sehen, die wurden inzwischen wegen der besseren Werte und Verfügbarkeit der oben angegebenen geändert.
Wenn im Gehäuse nicht viel Platz ist, werden die hinteren Kühlfahnen abgesägt. Dann müssen bei drei Dioden das linke (3) und bei den anderen drei das rechte Bein (4) hochgebogen werden.
   
Dioden zu Gruppen verbinden
Die Dioden werden als Paar kombiniert, indem sie mit den geraden Beinchen und einem Kabel verlöten werden. Die gebogenen Beine stehen sich dabei gegenüber. 
Neue Anschlusskabel kann man natürlich auch spendieren. In den Orginalfarben wird das für jeweils 30 cm recht teuer, so tun es auch schwarze Kabel. Da nur Löten nicht 100% sicher ist, sollte zuerst eine Adernendhülse über beide Beine und das Anschlusskabel gequetscht und dann erst beides zusammengelötet werden (5). Als Ergebnis hat man jetzt drei Diodengruppen, wie im Bild dargestellt.
   
Diodengruppen einbauen
Die drei Diodengruppen werden ins Gehäuse geklebt und mit Klammern (10) vorübergehend gesichert. Dabei darauf achten, dass die Kühlfahnen der Dioden vom Gehäuse isoliert sind, sonst gibt es einen Kurzschluss innerhalt des Gleichrichters.
Der Kunststoffhalter (6) wird über die Befestigungsbohrung des Gehäuses geschoben und das erste Lötblech (7) aufgesetzt. Die Lötaugen des Bleches werden dabei in die drei hochgestellten Kathoden-Beine eingefädelt (blaue Markierung) und mit diesen verlötet. Dann wird der Isolierring (8) auf das Lötblech gelegt, das zweite Lötblech (9) über die drei Anodenbeine (grüne Markierung) der Dioden gesteckt und mit diesen verlötet.
Wichtig: Vor der ganzen Löterei nochmal genau prüfen, welches die Kathoden und die Anoden sind. Das wird auf den Bauteilen gekennzeichnet: Die Kathode ist die Seite auf die der Pfeil des Diodensymbols zeigt oder die Seite, die mit einem Ring gekennzeichnet wird oder die Seite mit dem kürzeren Beinchen.
Ist hier alles richtig, wird an das untere (Kathoden-)Lötblech das rote Plus-Kabel und an das obere (Anoden-)Lötblech das Minus-Masse-Kabel gelötet. Dafür haben die Bleche eigene Lötfähnchen. 
Alle Kabel werden dann in die gereinigte alte Kabelduchführung eingezogen und diese mit Kleber in die oben zu sehende Aussparung des Gehäuses geklebt. 
Um den Gleichrichter vor Vibrationen und Feuchtigkeit zu schützen, führt leider kein Weg am erneuten Vergießen vorbei. Also werden die provisorischen Halteklammern (10) entfernt und das ganze Werk in Zweikomponenten-Harz versenkt.
Die Kabel sollte man schließlich noch durch einen Kunststoffschlauch fädeln und mit neuen Rundsteckern versehen. Für die Masse wird meist ein Ring-Kabelschuh benötigt. Die Orginalstecker und den Kabelschuh zum Aufpressen gibt’s im Zubehörhandel (z.b. bei Louis).
Wird der Gleichrichter jetzt wieder an seinen angestammten Platz im Rahmen montiert und angeschlossen, steht dem Spaß am GS-Fahren kein Elektrowurm mehr im Wege.

Dieser Beitrag stammt von Tobi, der eine GS 400 fährt und mir die freundliche Genehmigung gegeben hat, die Anleitung von seiner Website zu verwenden. Danke Tobi!
© Tobi, Michael (26.02.11 )    [Start]