Ketten richtig vernieten

In der guten alten Motorradzeit gab es noch Ketten, die mit einem Kettenschloss versehen waren, das man am Straßenrand öffnen konnte. Das war prima für Reparaturen oder zum Auskochen der Kette in Fett auf Mutters Küchenherd. Doch wer köchelt heute in Zeiten von Sprayfett noch Ketten? Und wer fährt noch Mopeds mit geringem Hubraum und Leistung?
Steigenden PS-Zahlen führten bald dazu, dass die Ketten an dieser Schwachstelle nachgaben und dabei gerne das Motorgehäuse oder gar ein Bikerbein zertrümmerten.
    
Also gehörte den Endlosketten mit Fettfüllung die Zukunft und es ergab sich ein neues Problem: Wie montiert man diese, besonders an modernen High-Tech-Schwingen mit einem Oberzug, wie beispielsweise an einigen GSX-R-Modellen? Die Lösung sind offene Ketten mit einem Nietschloss. Und wie man mit dem richtig umgeht, wollen wir euch nahebringen.
Hier seht ihr ein typisches Nietschloss mit seinen Laschen, Bolzen und Dichtringen. Bei der Montage ist es wichtig, dass die zu vernietende, lose Lasche genau positioniert wird. Schaut man das Bild genau an, fällt auf, dass an den Bolzen kein Absatz vorhanden ist, der den richtigen Abstand der losen zur festen Lasche bestimmt. Das ist blöd, denn wird die Lasche zu weit aufgedückt, werden die Dichtringe zerstört! 
    
Wenn man aber einige Regeln berücksichtigt, ist das Vernieten einer Endloskette kein Hexenwerk.
  
  • Bevor es losgeht, ist es wichtig, den Außenabstand der Kettenlaschen vor dem Einbau der neuen Kette an der bereits vernieteten Gliedern mittels eines gutem Messschiebers sorgfältig zu messen. Auch der Bolzendurchmesser muss gemessen und für später notiert werden. Dann kann es ans Werk gehen!
  • Zunächst wird die alte Kette entfernt und die neue montiert. In der Regel tauscht man dann auch gleich das Kettenritzel und -rad. Beide sollten in einem  guten Kettensatz enthalten sein. Und wenn man schon dabei ist, kann man vorher HInterrad, Schwinge und Motorgehäuse gleich vom alten Schmodder befreien.

  • Überhaupt sollte man bei allen Arbeiten auf penible Sauberkeit achten. Am Besten einen Karton unter das Hinterrad schieben, denn darauf lassen sich heruntergefallene Teile besser finden und sie bleiben sauber.

  • Die ersten beiden Dichtringe werden gut gefettet und auf die Bolzen des Nietschlosses aufgeschoben. Meist wird im Kettensatz ein spezielles Fett mitgeliefert, welches unbedingt verwendet werden muss.

  • Nun die Bolzen fetten und die losen Kettenenden mit dem Schloss verbinden. Dabei das Nietschloss von innen nach aussen stecken, damit man später gut an die Bolzenköpfe kommt.

  • Danach kann man die beiden restlichen Dichtringe fetten fetten und auf die Bolzen des Schlosses aufstecken. Auch die Lasche wird lose aufgesetzt.

  •  Jetzt wird es kniffelig, denn ohne ein spezielles Nietwerkzeug geht es nicht. Wer stattdessen zum Hammer greift, riskiert Schrott.
    Mit dem Nietwerkzeug die Lasche soweit aufpressen, bis der gemessene Laschenabstand erreicht ist. Wird zu weit gepresst, sind die Dichtringe futsch und ein Zurückpressen ist nicht möglich. Man kann durch Klopfen die Bolzen zwar wieder etwas aus der Lasche treiben, aber dabei wirken ebenfalls Kräfte auf die Dichtringe und beschädigen sie möglicherweise. Dann ist ein Ersatz schwierig, denn es gibt sie meist nicht einzeln zu kaufen.

  • Zum Schluss muss man noch die überstehenden Bolzenköpfe mit dem Nietdorn aufweiten (ca. 0,2 mm größer als der gemessene Bolzendurchmesser), damit sich das Nietschloss nicht mehr lösen kann.

Dieser Artikel basiert auf einem der vielen Schrauber-Tipps von Werner. Er hat mit die freundliche Genehmigung gegeben, das Material aufzubereiten und hier zu verwenden. Danke, Werner!
© Werner, Michael (17.11.20 )    [Start]