Bevor Du aber an die eigentliche Zentrierung gehst,
müssen alle Speichen etwa auf die gleiche Spannung
gebracht werden. Stramme Speichen sollte man leicht
lösen und lose etwas anziehen. Wenn überall
annähernd der gleiche Klang festgestellt wird, ist
die richtige Ausgangsbasis vorhanden.
Die Korrektur des Höhenschlages erfordert erhebliches
Fingerspitzengefühl. Außerdem ist er ohne eine
Zentriervorrichtung mit Messuhr sehr schwierig zu
kompensieren.
|
|
Einfachen Höhenschlag ausgleichen
Hier wird der Schlag mit einem gelben Kreis
symbolisiert. Man erkennt, dass die Felge aus der
Radachse nach unten
verschoben ist.
Zum Ausgleich, musst Du alle Nippel der unteren Speichen
(blaue und rote) auf beiden Seiten des Rades mit
einem speziellen Nippelschlüssel
anziehen (F). Wichtig ist es, die Speiche
in der Nähe des Hochpunktes fester und
die benachbarten symmetrisch weniger anzuziehen (z.B.
bei 6 Speichen
1/8 - 1/4 - 1/2 - 3/8 - 1/4 - 1/8
Umdrehungen). Ist der Schlag sehr groß, muss
gespreizt und mehr Speichen verwendet werden.
Alle oberen Speichen werden analog gelöst (L), um
die Felge in den Mittelpunkt zu ziehen. Klappt es
beim ersten Durchgang nicht, kannst Du die Prozedur
wiederholen.
|
|
|
|
Doppelten Höhenschlag ausgleichen
Stellst Du beim Nachmessen einen Doppelschlag
fest, hat sich die Felge elliptisch verzogen. Hier
sind die Hochpunkte oben und unten.
Ähnlich wie bereits beschrieben, müssen zum
Ausgleich alle oberen und unteren Speichen
festgezogen (F) und die um 90° versetzten
Speichen, hier links und rechts, gelöst werden
(L).
Soweit die graue Theorie. In der Praxis findet man
bei besonders vernachlässigten Rädern eine Kombination aus Seiten-, Einfach- und
Doppelschlag.
Da heißt es, systematisch vorzugehen. Zuerst wird
der Höhenschlag ausgeglichen und zum Schluss der
Seitenschlag.
|
|
|
|
Seitenschlag ausgleichen
Ist ein Seitenschlag (S) vorhanden,
kann dieser ebenfalls durch kontrolliertes Lösen und
Festziehen von einzelnen Speichen ausgeglichen
werden.
In unserem Beispiel haben wir die Schrauben der
Zentriervorrichtung schön gleichmäßig gegen das
Felgenhorn eingestellt und einen eindeutigen
Schlag auf der blauen Seite gemessen.
Nun wird die nächstgelegene blaue Speiche um 1/2
Umdrehung gelöst (L) und die benachbarten blauen
Speichen bis zum Anfang und Ende des Schlages
wieder symmetrisch etwas weniger (z.B. 6 Speichen:
1/8 - 1/4 - 1/2 - 3/8 - 1/4 - 1/8).
Die gegenüberliegenden roten Speichen werden
analog festgezogen (F). So wird die Felge in
Richtung des grauen Pfeils gezogen und der Schlag
entfernt.
|
|
Typische Fehler
Unerfahrene machen den Fehler, die Räder nur über
das Anziehen der Speichen zentrieren zu wollen und
dadurch bekommen eine viel zu hohe Speichenspannung.
Man sollte daher stets mit gleichmäßigem Anziehen
und Lösen auf beiden Seiten, wie oben beschrieben,
arbeiten. Auch sollte man niemals mit einer ganzen
Umdrehung pro Speiche beginnen, sondern mit 1/4 ...
1/2 Umdrehungen.
Nur wenn es offensichtlich ist, dass der Schlag
ausschließlich durch zu lockere oder stramme Speichen
verursacht wird, kann man ihn durch eine einseitige
Korrektur ausgleichen.
Mit der Verstellung nur einer oder zwei Speichen
erreicht man nicht viel. Besser man verwendet immer
etwa
6 - 12 Speichen, je nachdem über welchen Bereich die
Felge verzogen ist.
Neueinspeichen
ist definitiv eine Arbeit für den Fachmann. Der
Vollständigkeit halber beschreibe ich hier die
wesentlichsten Schritte.
Zuerst werden die Speichen in die Nabe gesteckt und
zwar nach dem gleichen Muster, wie beim alten Rad. Die
meisten Räder haben 36 Speichen, also einen Abstand
von 10°.
Nun wird die Felge herumgelegt und die Speichen in die
Felgenpunzungen (kleine Erhebungen) gesteckt. dabei
muss man darauf achten, die Punzungen auszuwählen,
die genau den richtigen Winkel haben. Es gibt
Punzungen für die linken und die rechten Speichen,
die darüber hinaus noch gekreuzt sind. Das sind 4
verschiedene Arten. Da ist es am Besten, sich das alte
Rad genau anzuschauen und entsprechend zu verfahren.
Jetzt werden die Nippel aufgeschraubt und alle
gleichmäßig bis zu einer bestimmten Gewindehöhe
eingeschraubt. Das Rad sollte so schon eine gewisse
Stabilität haben.
Nun werden die Nippel festgeschraubt. Das geschieht in
mehreren Durchläufen mit jeweils einer 1/2 Umdrehung.
Man beginnt am Ventilloch - das ist die Speiche 1.
Die wird mit einer 1/2 Umdrehung festgezogen. Dann
folgen die Speichen 4, 7, 10 usw., bis Du wieder bei
der Speiche 1 angelangt bist.
Dann folgt ein Durchgang mit den Speichen 2, 5, 8, 11
usw. Und schließlich ein Durchgang mit den Speichen
3, 6, 8, 12 usw.
Das wird solange wiederholt, bis alle Speichen die
gleiche und richtige Spannung haben. Auch hier hilft
der Klangtest oder man verwendet ein
Drehmoment-Nippelschlüssel, der beim Erreichen der
Spannung klickt.
Sicherheit
Das Rad ist ein Sicherheitsbauteil. Wenn damit
unfachmännisch umgegangen wird, kann es sehr
gefährlich werden. Die hier beschriebenen Tipps
gelten nur für kleine Korrekturen und sollten von
Personen durchgeführt werden, die Erfahrung haben.
Sie sind nicht für Hobbyschrauber gedacht und die
Anwendung erfolgt auf eigene Gefahr.
Im Zweifelsfall und besonders bei stark verzogenen
Felgen musst Du Dich stets an einen Fachbetrieb
wenden. Das ist eine gute Investition in Deine
Gesundheit, die sich schnell auszahlt.
|