Die Kraft der zwei Säuren
... fegt den Rost aus dem Tank.

Von Beate Buckert

So kann es ergehen: Ein Anflug von Begeisterung erhellt das müde Haupt. Sollte die stundenlange Sucherei auf dem Teilemarkt, inklusive der dampfenden Socken, doch nicht vergebens gewesen sein? Das Objekt der Begierde lacht einem schon entgegen: ein Tank, formschön und wie geschaffen für das geplante Restaurations- oder Umbauprojekt. 
Doch der Blick in die Tiefe des Benzinkessels erstickt den aufkeimenden Enthusiasmus direkt wieder im Keim. Das Schätzchen führt ein unerwünschtes Innenleben - im Dunkeln blüht der Rost. Aber kein Grund zur Panik! Man kennt ja die tollen Stammtischweisheiten. 

Steine oder Murmeln in das gute Stück füllen und schütteln
bis sich die Glieder biegen. Zu mühselig? Es soll auch welche geben, die den mit Steinen gefüllten Tank durch den Betonmischer jagen. Selbst wenn's helfen sollte, tauscht man lediglich das eine Übel gegen das nächste aus. Statt innenliegender Rostpickel, hat man jetzt außenliegende Beulenakne.
Wer's leichter, effizienter und ohne Beulen mag, für den hält die Chemie eine echte Lösung parat. Das Verfahren ist recht simpel und beruht auf der Kraft der zwei Säuren. Salzsäure macht dem Rost den Garaus, und Phosphorsäure verhindert dessen erneutes Aufblühen. Nur sind diese ätzenden Flüssigkeiten nicht überall so leicht zu bekommen. Salzsäure findet man meist dort, wo auch Dachdeckerbedarf angeboten wird. Ansonsten sind die Säuren im Chemikalienhandel und notfalls in der Apotheke (sehr teuer!) zu besorgen. Kostenpunkt je nach Bezugsquelle: ab 15 Mark aufwärts. Es versteht sich von selbst, dass mit den Chemosäften äußerst vorsichtig umgegangen werden sollte. Selbst die Dämpfe können die Atemwege reizen. Volle Schutzmontur (Schutzbrille, Gummihandschuhe und Atemschutzmaske) ist daher angesagt, um unnötige Gefahren zu vermeiden.
Der Anschaulichkeit halber haben wir einen aufgeschnittenen Tank genommen, der für ein Umbauprojekt gedacht ist. Da er so richtig schön rostig war, ließ sich das Verfahren daran gut demonstrieren. 
Und so geht man vor:
    
Es ist fast wie beim Wäsche waschen. 
Quasi im Vorwaschgang wird der Tank von innen gesäubert. Dreck und eventuelle Ölreste spült man am besten mit Verdünnung raus. Den Vorgang mehrmals wiederholen. Bevor die Säureattacke beginnt, gilt es den Benzinhahn in Sicherheit zu bringen. Die scharfen Säuren würden den Leichtmetallhahn inklusive Gummidichtungen erbarmungslos annagen. Er wird also abgebaut, und die Öffnung durch einen Kunststoffstopfen hermetisch abgeriegelt, ebenso der Tankverschluss.
Der Hauptwaschgang findet unter Beachtung aller Vorsichtsmaßregeln, und wegen der Dämpfe am besten draußen statt. Dabei werden zwei Liter 30%-ige Salzsäure in den Tank gekippt. Je nach Wirkungskraft ein bis zwei Stunden drin lassen. Zwischendurch immer mal wieder vorsichtig schütteln, damit auch jeder Winkel des Tanks erreicht wird. Ist das Werk vollbracht, Salzsäure wieder ablassen. Jetzt ist der Tank innen metallisch blank, und wir kommen zum Weichspülgang.
Um die Metallfläche vor erneuter Oberflächen-Korrosion zu schützen muss direkt im Anschluss ein Liter 
20%ige Phosphorsäure hinein geschüttet werden. Diese sollte ein Stunde lang wirken, und ab und an auch geschüttelt werden. 
Füllt man anschließend Benzin in den Tank, kann man das Teil ohne zusätzlichen Rostschutz getrost ungenutzt lassen. 
War der Rost bereits so gefräßig, dass bei der Behandlung kleine Löcher entstanden sind, empfiehlt es sich, diese hartlöten zu lassen (siehe rechtes Bild).
Die Chemikalien können bei den örtlichen Sondermüllannahmestellen entsorgt, oder extrem stark verdünnt (ein Liter Säure auf 15 Liter Wasser) in die Kanalisation gekippt werden, da sie biologisch abbaubar sind.

Texte und Fotos Beate Buckert. Für die Veröffentlichung liegt mir die freundliche Genehmigung der Autorin vor.
Michael (20.08.12 )    [Start]