Eine Warnung vorab:
Kaum ein Bauteil ist so komplex, wie der Vergaser. Es
steckt viel Arbeit in der genauen Abstimmung der
vielen Düsen, Kanäle und Schieber. Wer hier Hand
anlegt, sollte wissen, was er tut. Sonst ist nicht nur
viel Geld futsch, sondern es gibt auch lange
Gesichter, weil die erhoffte Leistungssteigerung
ausbleibt.
Ach ja: Wird das Motorrad nach erfolgreichem Umbau
nicht einer technischen Abnahme unterzogen und die
Modifikationen eingetragen, erlischt die
Betriebserlaubnis.
Einbau eines größeren
Vergasers
Einen anderen Vergaser zu verbauen, um mehr Leistung
zu erhalten, gehört zu den nahe liegenden
Tuning-Maßnahmen. Doch wie geht man vor?
Als erstes muss man wissen, dass der Nenndurchmesser
der Vergaser (z.B. 26 mm beim VM26) kleiner ist als
der vom Ansaugkanal. Das hat strömungstechnische
Gründe: Eine Erweiterung nach der Hauptdüse
verbessert die Gemischbildung.
Wird der Vergaser zu groß gewählt, reicht die
Strömungsgeschwindigkeit in den meisten Lastbereichen
nicht mehr aus, die Gassäule kann regelrecht
zusammenbrechen und der Motor erreicht wegen der
schlechteren Füllung nicht seine optimale Leistung.
Als Daumenwert gilt in der Szene, dass der Vergaser
max. 10% größer sein sollte als der Durchmesser des
Ansaugkanals. Der Kanal sollte dann konisch erweitert
werden, wobei die Erweiterung bis zur Ventilführung
reicht.
Wer es ernst meint, sollte zu einem modernen
Flachschieber-Vergaser greifen. Der hat keine
Drosselklappe im Ansaugtrakt, die der Strömung
Widerstände entgegensetzt und auch die Führung der
Schieber ist strömungsgünstiger, als bei einem
klassischen Rundschiebervergaser (VM 22 / 26 /28 SS
Mikuni).
Dank der integrierten Beschleunigerpumpe wird die
Schwäche beim schnellen Gasaufreißen ausgeglichen.
Ist so ein Flachschieber-Vergaser richtig abgestimmt
und eingestellt, ist ein Leistungsgewinn garantiert.
Andere Luftfilter
Die normalen Luftfilter wurden im Zusammenspiel mit
der Standard-Airbox vom Werk aus auf beste Leistung
und niedriges Geräusch abgestimmt. Wird ein
größerer Vergaser eingebaut, benötigt man auch ein
größeres Luftvolumen. Da liegt es nahe, Tauschfilter
zu verbauen - auch bei Standardvergasern.
Der Hersteller K&N hat sich hier einen besonderen
Namen gemacht. Da werden 40% mehr Luftdurchlass als
mit herkömmlichen Filtern und eine entsprechende
Mehrleistung versprochen. Das mag bei Tauschfiltern,
die anstatt Standardfilter eingebaut werden, noch
recht gut funktionieren. Bei den Aufsatzfiltern, die
direkt am Vergaser angebracht werden, ist jedoch
Vorsicht geboten.
Grundsätzlich gilt: Filter mit erhöhten Luftdurchsatz erfordern
fast immer eine neue Abstimmung des Vergasers, d.h.
Austausch der entsprechenden Düsen für den Teil-
und Volllastbereich.
Tut man dies nicht, stellt sich die angepriesene Mehrleistung
nicht ein. Im Gegenteil: Der Motor wird schlechter
laufen und ist wegen des mageren Gemisches
möglicherweise auch gefährdet.
Passt man den Vergaser vernünftig an, ist jedoch eine
leichte Steigerung der Spitzenleistung und sogar eine deutliche
Leistungssteigerung im mittleren Bereich möglich.
Der wesentliche Vorteil bei K&N-Tauschfiltern oder K&N-Aufsatzfiltern
ist im
Normalbetrieb die Kostenersparnis, denn man kann die
Dinger gut reinigen und wieder verwenden. Wenn man schon mal den Serienfilter
tauschen muss, ist es eine Überlegung wert, sich für
einen solchen Filter zu entscheiden.
Vergaserkits
Hat man andere Filter oder eine gute Auspuffanlage
montiert, kommt man um die Neuabstimmung des Vergasers
meist nicht herum. Für diese Fälle haben sich fertige
Vergaserkits bewährt, denn die ersparen jede Menge
Arbeit, Zeit und Geld.
Hier gibt es viele Anbieter. Die bekanntesten sind Dynojet
und Topham,
wobei sich gerade Topham auf Mikuni-Produkte
spezialisiert ist und viel Know-How hat.
Wenn es für dein Modell kein Vergaserkit gibt, hilft
nur, selbst Hand anzulegen oder sich an einen guten
Tuner zu wenden. Also: Nachfragen und umhören lohnt
sich.
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