Instrumente reparieren

Tachometer und Drehzahlmesser sind Präzisionsinstrumente, an die man sich eigentlich nicht heranwagen sollte. Wenn sie nicht mehr korrekt anzeigen, sollte man zuerst die Antriebswellen überprüfen. Sind beispielsweise Zeiger abgebrochen, haben sich Halteschrauben des Ziffernblattes gelöst oder sind die Rollenzählwerke defekt, kommt man um eine Reparatur nicht herum. 
Die folgende Reparaturtipps sind nichts für Gelegenheitsbastler und werden ausdrücklich ohne Gewähr gegeben.
   

Ausbau und Prüfen
Der Instrumentenblock befindet sich auf der oberen Gabelbrücke oder ist in der Verkleidung eingebaut. 
Zuerst werden die Antriebswellen und die Kabel gelöst und dann kann der Instrumentenblock demontiert werden.
Zum Prüfen eines Instrumentes nehme eine Bohrmaschine mit einem passenden Mitnehmer (Vierkant oder stumpfer Bohrer ca. 3-4 mm), stecke den in die Vierkantbohrung und treibe damit kurz das Instrument im richtigen Drehsinn an. Drehen sich der Zeiger oder das Rollenzählwerk nicht richtig, muss das Instrument repariert und dazu geöffnet werden. 
   
Am besten ist es, ein defektes Teil einem spezialisierten Tachodienst anzuvertrauen. Die bekommen so ziemlich jedes Gerät wieder hin, können auch Gläser ersetzen, Abdeckringe erneuern und das Instrument neu justieren. 
   
Öffnen und Schließen von Metallgehäusen
Leider kann man die Instrumente in den meisten Fällen nicht einfach aufschrauben. Sie werden über einen gebördelten Ring geschlossen, der auch das Abdeckglas hält. Um den zu entfernen, kannst Du ihn entweder aufbördeln oder aufsägen. Nun kommst Du an die Innereien.
Um die Instrumente zu schließen, gehst Du in umgekehrter Reihenfolge vor und bördelst zum Schluss wieder einen neuen Ring über den Instrumentenkörper - mit Glück geht auch noch der alte. Hast Du ihn aufgeschnitten, musst Du ihn vorsichtig wieder zulöten oder mit einem geeigneten Kleber verkleben.
   
Öffnen von Kunststoffgehäusen
Eine gute Alternative wählte Greg bei Kunststoffgehäusen. Er hat ein kleines Sägeblatt (z.B. Dremel) in eine Bohrmaschine eingespannt und das Gehäuse kurz oberhalb des gebördelten Ringes aufgesägt, indem er das Gehäuse gegen die Bohrspindel langsam verdreht hat. Arbeitet man bei niedriger Drehzahl, schmilzt der Kunststoff nicht und man erhält einen sauberen Schnitt. 
Natürlich sollte man nicht zu tief schneiden, um keine Innenteile zu beschädigen. Auch ist dabei eine Schutzbrille zu tragen, damit die Augen vor umherfliegenden Spänen geschützt werden.
   
Säubern im Inneren
Jetzt lässt sich das Oberteil des Instrumentes einschließlich des Glases leicht vom Gehäuse trennen.
Kunststoffspäne, die in das Innere gelangt sind, kannst Du jetzt vorsichtig ausblasen. 
Das Abdeckglass solltest Du nicht abwischen, denn es ist ab Werk mit einer Beschichtung (Gel) versehen, die das Beschlagen bei Feuchtigkeit verhindert. Eventuelle Verschmutzungen kannst Du also nur ganz vorsichtig abtupfen und musst darauf achten, nicht zu viel von der Beschichtung zu entfernen. 
   
Innenteile ausbauen
Ist das Oberteil des Gehäuses offen, lässt sich der innere Mechanismus herausziehen.
Vorher musst Du jedoch die Halteschrauben lösen, die das Innenteil mit dem Gehäuse verbinden. Die 2 - 4 Schrauben befinden sich an der Unterseite des Instrumentes und lassen sich mit einem Schraubendreher entfernen.
Alle entfernten Teile werden in der Reihenfolge des Ausbaus auf einer sauberen Unterlage deponiert, damit man sie für den Zusammenbau wieder richtig zuordnen kann. Als ordentlicher Schrauber hast Du das natürlich vorausgesetzt, oder?
   
Zeiger demontieren
Um tiefer in die Mechanik eindringen zu können, muss der Zeiger demontiert werden. In Ermangelung eines Abziehers kann man sich mit 2 geschlitzten Keilen behelfen, die übereinander unter den Zeiger gesteckt werden und die Zeigerachse umschließen. Drückt man sie von außen zusammen, wird der Zeiger angehoben.
Zur Not tut es auch eine mit Klebeband umwickelte Zange. An diesem völlig zerstörtem Katana-Tacho (was für ein Jammer) wird gezeigt, wie Du es nicht machen solltest. Niemals von der Seite ziehen, dann bricht die Welle! Besser ist es, die Zange genau in Verlängerung der Zeigerachse anzusetzen und mit Kraft senkrecht nach oben zu ziehen.
   
Zeiger reparieren
Ist der Zeiger (auch Tachonadel genannt) abgebrochen und noch nicht zu spröde, kann man sie mit einem Trick wieder kleben. Wichtig ist, die beiden Teile dabei gut zu fixieren. Dabei hilft Kinderknetmasse oder sogar Kaugummi. Die Geschmacksrichtung ist dabei übrigens nicht wichtig ;-).
Zuerst klebst Du die Knetmasse auf eine flache Unterlage. Dann drückst Du das abgebrochene Zeigerstück und die Nabe mit der Rückseite nach oben in die Knetmasse oder den nicht mehr ganz leckeren Kaugummi und richtest die beiden Teile so exakt wie irgend möglich an den Bruchkanten aus. 
Passt alles perfekt, verklebst Du die Teile auf der Rückseite. Aber nicht übertreiben - ein kleiner Kleks ist ausreichend und erhöht das Zeigergewicht nicht übermäßig. Gut geeignet sind Zweikomponentenkleber auf Araldit-Basis (z.B. Pattex Stabilit Express). Der bleibt deutlich flexibeler als Sekundenkleber. 
Jetzt heißt es nur noch, sich in Geduld zu üben und die Abbindezeit sinnvoll zu verbringen. Nach ein-zwei Bier, 'nem Pott Kaffee oder einem Spaziergang hält der Zeiger meist genau so gut wie im Neuzustand.
   

Innenteile überholen
Hier sieht man den Tacho (1) mit dem Zählwerk und einen elektron. Drehzahlmesser (2), der kaum repariert werden kann. 
Die Mechanik des Tachos lässt sich hingegen reinigen. Wichtige Stellen sind die Lager der Zeigerachse und des Aluminiumtopfes (4) und das Winkelgetriebe (5) des Zählwerkes (3). Nach dem Säubern kannst Du die Lager mit harz- und silokonfreiem Öl (Nähmaschinenöl) schmieren, um sie wieder fit zu machen.
Falls vorhanden, kannst Du das auch Winkelgetriebe des Tachoantriebs (6) vorsichtig öffnen, säubern und schmieren.
Sind Teile verschlissen, hilft jedoch nur noch professionelle Hilfe durch einen Tachodienst oder ein Schlachtgerät gleichen Typs.

   
Zusammenbau und Test
Sind alle Teile wieder soweit in Ordnung, geht es an den Zusammenbau. Das kann kniffelig werden, denn der korrekte Einbau des Zeigers ist entscheidend für die Anzeigenauigkeit.
Besitzt das Instrument einen sichtbaren Anschlagstift, legst Du die Tachoscheibe lose auf, ohne sie festzuschrauben. Meist ist eine Markierung auf dem Ziffernblatt vorhanden, deren Position du am Gehäuse mit einem Stift markierst. Dann drehst Du das Zifferblatt zurück, sodass sich die Zifferblattmarkierung unterhalb der Gehäusemarkierung befindet, richtest den Zeiger auf die Gehäusemarkierung aus und drückst ihn leicht auf die Zeigerachse. Durch leichtes Verdrehen des Zeigers kann man an diesem Punkt noch eine Vor- oder Nacheilung des Tachos etwas korrigieren. Schließlich drückst Du den Zeiger fest auf die Zeigerachse, drehst das Ziffernblatt in die Einbauposition und schraubst es fest. Jetzt sollte der Zeiger satt am Anschlagstift anliegen. 
Sind der Anschlagstift und die Markierung nicht vorhanden, befestigst Du zuerst das Zifferblatt und richtest den Zeiger auf die Nullanzeige des Zifferblattes aus.
Zeit für einen Test: Die Tachowelle montieren, eine Bohrmaschine ans andere Ende der Tachowelle anschließen und das Instrument im richtigen Drehsinn antreiben. Wenn der Zeiger zeigt und der  Wegstreckenzähler zählt, bist Du fertig. Beinahe zumindest, denn Du darfst vor dem Schließen des Gehäuses nicht vergessen, nochmals alles zu säubern und die Abdrücke Deiner, vor Aufregung schweißnassen Finger zu entfernen.
Schließen von Kunststoffgehäusen
Nach der Reparatur muss das zersägte Gehäuse wieder geschlossen werden. Hier hat Greg eine erstaunlich einfache Methode gewählt.
Die Schnittkanten hat er mit einem Epoxyd-Kleber bestrichen, der für Kunststoff geeignet ist. Wird er sparsam aufgetragen, kann sich beim Zusammenfügen kaum Kleber in den Innenraum pressen und so später eventuell für Störungen sorgen.
Damit die beiden Gehäusehälften beim Abbinden des Klebers perfekt fluchten, wird mit leichter Spannung ein Elektroklebeband um die Klebefläche gelegt.
Ist der Kleber ausgehärtet, kann man das Klebeband wieder leicht abziehen und erhält eine saubere Gehäuseoberfläche.

   
Instrumentenscheiben ersetzen
Scheiben kann man entweder aus Acryl-Glas selbst nachfertigen oder aus handelsüblichen Gläsern aus dem Uhrenhandel. Viele Weckergläser passen schon oder lassen sich bei einem freundlichen Optiker auf das richtige Maß schleifen.
Beim Einbau achte übrigens auf die richtige Anordnung von Scheibe, Blendring, innerer Halterung und den Dichtungen. Es ist unglaublich, wieviele Kombinationsmöglichkeiten sich plötzlich ergeben, wenn man sich nicht die urspüngliche Anordnung gemerkt hat.

Ein Rat zum Schuss: Nichts wegwerfen!
Sind Deine Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt und musst Du Dir doch neue Instrumente kaufen, wirf die alten niemals auf den Schrott. Die Einzelteile können bei einer späteren Reparatur durch einen Tachodienst verwendet werden und bares Geld wert sein. Es ist erschütternd, was beispielsweise Ersatzzeiger kosten und viele Teile lassen sich gar nicht mehr ersetzen.

© Michael, Greg (26.09.09 )    [Start]
Teile dieser Hinweise basieren auf einem Schrauberartikel von Greg, der mir die freundliche Genehmigung zur Verwendung seiner Bilder und Texte gegeben hat. Thank you, Greg!