Ölablass, Schraubengewinde reparieren

In der Ölwanne, am Motorblock oder am Kardanantrieb befinden sich Ölablassschrauben. Es werden häufig große Gewindedurchmesser verwendet, um das Öl schneller ablaufen zu lassen. Es liegt nahe, dass die Schrauben aus Angst vor einem Ölverlust oft zu fest angezogen werden. SUZUKI nennt übrigens in keiner Wartungsanleitung für GS-/GSX-Modelle den korrekten Anzugswert für die Ablass-Schraube. Er sollte jedoch im Bereich von etwa 22 - 35 Nm liegen. 
Fehlt das nötige Gefühl oder ein Drehmomentschlüssel, verabschiedet sich früher oder später das Gewinde im Aluminiumgehäuse.
Jetzt ist guter Rat teuer, denn der Austausch der Gehäuseteile ist sehr kostspielig - wenn man sie überhaupt noch kaufen kann. Hier findet Ihr Anregungen für sinnvolle Reparaturmaßnahmen.

Ist man unterwegs, hilft nur eine Notreparatur. 
Meist ist im Gehäuse noch ein Gewinderest vorhanden. Hat man die Schraube nicht verloren, kann man diese mit Teflonband aus dem Sanitärhandel umwickeln und so verdicken. Vorsichtig eingeschraubt, hält sie auch noch auf Gewinderesten und dichtet ab - mit ein wenig Glück zumindest bis man wieder zu Hause ist und den Schaden beheben kann.
Beim Pannendienst oder in gut sortierten Zubehörgeschäften gibt es Universalverschluss-Schrauben mit einem Gummikörper. Wird dieser in die Ablassöffnung gesteckt und mittels einer Kompressionsschraube angezogen, dehnt er sich aus und dichtet provisorisch ab.
Auch durch die Verwendung von Zweikomponenten-Metallkitt kann man manchmal die Schraube in den Gewinderest kleben. Natürlich nur, wenn alle Oberflächen vorher gut entölt wurden.

Wie gesagt, für Notreparaturen braucht man ein wenig Glück. Lange wird es nicht halten und man muss zu dauerhaften Lösungen greifen. Die erfordern jedoch immer, dass das beschädigte Gehäuseteil ausgebaut wird. In den folgenden Beispielen ist dies die Ölwanne.
   

Material einschweißen
Gute Werkstätten können Aluminium schweißen und so das verloren gegangene Material wieder aufbauen. Jetzt muss man das Gewinde in Originalgröße nach schneiden, die Dichtfläche planen und kann wieder die normale Ablass-Schraube verwenden.
Bei SUZUKI wird diese häufig mit Feingewinde in der Größe M14x1,5 ausgeführt. Nachmessen solltet Ihr jedoch immer.
   
Größere Schraube verwenden
Wer nicht schweißen lassen möchte, kann die Öffnung aufbohren und das nächst größere Gewinde einschneiden lassen. Dann fertigt man sich aus einem Sechseckstahl eine passende Schraube an oder kauft gleich eine passende. Bei mir war das eine der Größe M16x1,5 mit einen entsprechend größerem Dichtring.
Aber Vorsicht: Meist ist wenig Gehäusematerial vorhanden und man sollte möglichst wenig aufbohren. 
   
Stahleinsatz und Hydraulikstopfen
Am haltbarsten ist ein gedrehter Stahleinsatz, z.B. mit einem Außengewinde M18x0,75, der in das Gehäuse geklebt wird. Innen wird ein Gewinde geschnitten, welches auf handelsübliche Stopfen aus der Hydraulik passt. Diese Normteile (DIN 908 mit Innensechskant, DIN 910 mit Außensechskant) gibt es in vielen verschiedenen Größen, auch mit integrierter Dichtung. Am besten eignen sich solche mit 3/8" oder 1/2". Ist kein Dichtring vorhanden, muss man einen separaten nach DIN 7603 verwenden.
Die hier gezeigten Maße sind beispielhaft und wurden bei der Reparatur einer GS 650 G angewendet. Ihr solltet daher erst messen und dann den Einsatz entsprechend herstellen lassen.
Noch zwei Tipps: Wichtig beim Einbau eines Einsatzes ist, dass die zwei Schlitze im Bund des Ablaufes wieder ausgeschliffen werden - beispielsweise mit einem Winkelschleifer. Sonst kann später das Öl nicht richtig ablaufen. Auch niemals den Ablass-Stopfen bei heißem Motor herausdrehen, denn dann kann sich der geklebte Stahleinsatz wieder lösen. 
Habt Ihr gut gearbeitet, ist die letzte Lösung etwas für die Ewigkeit. Ausgerissene Gewinde gehören damit der Vergangenheit an.

© Michael (18.02.07 )    [Start]