Reifenpflege und -prüfung 

Motorradreifen sichern den Kontakt zur Fahrbahnoberfläche - auch bei extremen Schräglagen oder Geschwindigkeiten. Damit das so bleibt, solltest Du einige Punkte beachten und Deine Sicherheit nicht aufs Spiel setzen.
      
Allgemeiner Zustand
Der grundlegende Check umfasst die Sichtprüfung auf Beschädigungen der Karkasse (Stiche, Schnitte, Risse und Beulen). 
Ein verändertes Rollgeräusch oder Rütteln am Lenker kann auf einen gefährlichen Reifenschaden hinweisen! Dann vorsichtig weiterfahren und Reifen im Fachbetrieb prüfen lassen.
Bordsteinkanten solltest Du am besten langsam im rechten Winkel überfahren. Spitzwinkliges Überfahren kann die innere Reifenstruktur schädigen und später zum Platzen führen.
Fehlt das Ventilkäppchen oder gar die Kontermuttern, wie im Bild gezeigt, ist dies ein Sicherheitsrisiko. Auch ein schief sitzendes Ventil ist kritisch. Der Reifen hat sich dann im Felgenbett verschoben, der Schlauch kann am Ventilfuß reißen und es droht ein schlagartiger Luftverlust.
   
Reifendruck
Geringer Druck führt zu Walkbewegungen und starker Beanspruchung der Reifen. Die Temperatur und der Verschleiß steigt, die Haftung lässt nach. Auch Fahren mit hohem Druck ist gefährlich, da die Betriebstemperatur nicht erreicht wird und die ganze Fuhre ins "Eiern" kommt. Daher alle 14 Tage den Luftdruck prüfen und einstellen. Auch bei Zweipersonenbetrieb oder Autobahnfahrt ist der Druck gemäß Betriebsanleitung anzupassen. Der Luftdruck wird immer am kalten Reifen gemessen und aus heißen sollte man niemals Luft ablassen!
Die Erfahrung zeigt, dass von den meisten Hersteller der Reifenluftdruck meist etwas knapp angeben ist (Beispiel: Die  vorgeschriebenen 2,2 bar am Hinterrad der Suzuki GS 1000 S sind etwas wenig). Mit 2,5 bar fährt sie sich sicherer und genauso komfortabel. Auch hilft die Erhöhung des Luftdrucks manchmal bei Pendelneigung des Fahrwerks.
   
Verschleiß
Die Profiltiefe der Reifen soll laut Gesetzgeber mindestens 1,6 Millimeter betragen. Die Reifenhersteller empfehlen mindestens 2,0 Millimeter - nicht nur aus Sorge um Deine Gesundheit! Wie auch immer: Wenn sich die Profiltiefe dem Minimum nähert, merkst Du das ganz schnell. Deine Suzi wird wackeliger und wird begeistert jeder Spurrille nachlaufen. Also prüfe die Profiltiefe regelmäßig mit einer Schieblehre, einer speziellen Tiefenlehre oder mit dem Münzentrick. Mit einer 50 Cent-Münze kann man die legale Tiefe testen. Sie entspricht etwa dem Abstand der Null an ihrer schmälsten Seite und dem Rand der Münze. Manche Verschleißmarkierungen geben übrigens nur 1 mm an!
   
Reifenwechsel
Einen Wechsel sollte man besser dem Reifendienst überlassen und nur im Notfall selbst Hand anlegen. Eine fachgerechte Montage kostet nicht die Welt und ist sicherer. Übrigens: Der Schlauch oder das Ventil (bei schlauchlosen Reifen) sollte gleich miterneuert werden und achte darauf, dass Stahlkappen mit Gummidichtungen anstelle von Kunststoffkappen verwendet werden.
Verwende nur Reifen, die zugelassen sind und niemals von verschiedenen Herstellern mit unterschiedlichem Profil. 
Auch die Laufrichtungsvorgaben des Reifenherstellers sind zu beachten! Alle Reifen sind heute mit einem Pfeil gekennzeichnet, der die Drehrichtung angibt. 
Wird eine Hinterradreifen vorne montiert werden, muss der Pfeil immer gegen die Drehrichtung zeigen.

Auswuchten
ist bei den gefahrenen Geschwindigkeiten natürlich Pflicht! Ein weit verbreiteter Irrtum ist es dabei, dass nur der Vorderradreifen ausgewuchtet werden muss, weil man Unwucht dort heftiger "fühlt". Da beide Räder gleich schnell drehen, sind auch die Fliehkräfte durch Unwucht gleich groß und führen zu einem unsicheren Fahrverhalten - also vorne und hinten auswuchten!
Bevorzugen sollte man Klemmgewichte, da sich Klebegewichte schlecht wieder entfernen lassen. Keine Angst: Klemmgewichte gehen nicht verloren.
Ein roter, gelber oder blauer Farbpunkt kennzeichnet die Stelle der maximalen Unwucht. Daher sollte der Reifen so aufgezogen werden, dass der Punkt gegenüber dem Ventil sitzt.

Einfahren
Neue Reifen haben eine glatte Oberfläche und müssen sehr vorsichtig eingefahren werden, um die richtige Haftfähigkeit aufzubauen. Die Fertigungsrückstände machen sie rutschig und Du liegst sonst gleich an der nächsten Ecke auf der Nase. 
Vermeide daher auf den ersten Kilometern hartes Beschleunigen, heftige Bremsmanöver und extreme Schräglagen. 
Im normalen Fahrbetrieb sollte der Reifen auf etwa 20 - 30 km gerade bei sportlichen Aktionen warmgefahren werden. 

Reifenbelastung und Geschwindigkeiten
Speziell im Urlaub kommen mehrere Faktoren zusammen, die den Reifen extrem belasten. Daher solltest Du das Fahrzeug nicht überladen und keine zu hohen Geschwindigkeiten fahren.

Reifenlagerung und Pflege
Vor dem Reifenwechsel solltest Du zuerst die Laufrichtung markieren, die Reifen gründlich reinigen und auf Beschädigungen überprüfen.
Reifen sind immer kühl, trocken und dunkel zu lagern, denn Gummi altert durch Wärme schneller. Benzin, Öl, Fett und Lösungsmittel von Reifen fernhalten!
Wird das Motorrad stillgelegt, bockst Du es am Besten auf, so dass die Reifen frei hängen. Reifen ohne Felgen werden senkrecht gestellt und von Zeit zu Zeit gedreht.  

Reinigen
Den Dampfstrahler mögen Reifen - wie auch das übrige Bike - überhaupt nicht. Wische sie stattdessen mit warmem Wasser oder einem speziellen Motorradreiniger ab. Danach kannst Du die Reifenflanken noch mit einem Gummi-Pflegemittel behandeln. Achte aber peinlich darauf, dass das Mittel nicht auf die Lauffläche gerät, sonst droht auch hier ein Abflug.

Reifenreparaturen
Aus Sicherheitsgründen sollte man Reifen niemals flicken. Die käuflichen Pannenhilfen (Stopfen und Flicken) sind eigentlich nur für den Notfall gedacht.
Auch die Montage eines Schlauches zur Reparatur eines schlauchlosen Reifens ist richtig gefährlich und hier in Deutschland sogar verboten (§ 36 Abs. 6 StVZO). Na, und das Profil nachzuschneiden, um noch ein paar Kilometerchen herauszupressen, ist eine Methode aus der Steinzeit, die ebenfalls verboten ist (§ 36, 6 StVZO).

Reifenalterung
Physikalische und chemische Prozesse lassen Reifen altern, wodurch ihre Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt werden kann - egal, ob sie viel oder wenig benutzt werden. Den Reifen werden zwar Alterungsschutzmittel zugesetzt, doch sollten Sie nach 6-7 Jahren gewechselt werden. 

© Michael (23.09.12 )    [Start]