Bowdenzüge
pflegen
Irgendwann
lässt sich Kupplung, Gas oder Bremse nur noch schwer
betätigen. Meist ist nicht sie das Problem, sondern
der Betätigungszug - auch Bowdenzug genannt. Er
besteht aus einer kunststoffummantelten,
flexiblen Außenhülle und einem Stahlseil, das an
seinen Enden Nippel zur Einleitung der Kräfte
trägt.
Lässt sich der "Zug" auch auf Druck
belasten, wird ein starrer Stahldraht eingesetzt.
An unseren Suzukis werden Bowdenzüge zur Betätigung
von Kupplung, Hinterradbremse, Vergasern und Choke
eingesetzt. Hier einige Hinweise, wie man sie richtig
einsetzt und pflegt:
|
|
Prüfen auf Defekte
Bevor Züge weiterverwendet werden, muss die
Hülle und das Innenleben auf Schad- und
Knickstellen kontrolliert werden. Wenn Drähte des
Seilzugs stark verbogen oder gebrochen sind,
meist nahe der Lötnippel, muss der Zug erneuert
werden. Wer mit dem Löten von Nippeln aber keine
Erfahrung hat, sollte lieber zu einem Neuteil
greifen. Schraubnippel sind keine Alternative und
nur ein Notbehelf für unterwegs. Wem ausgerechnet
auf der Wochenendtour, fernab der heimatlichen
Garage, der Nippel davongeflogen ist, der weiß,
wovon ich rede!
|
|
|
|
Richtige Verlegung
Ganz entscheidend für die richtige Funktion der
Züge ist deren richtige Verlegung am Rahmen.
Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Züge
in möglichst großen Radien montiert sind. Je
enger die Biegung, desto höher werden die
Betätigungskräfte und der Verschleiß.
Niemals sollte der Zug geknickt werden oder
irgendwo eingeklemmt werden. Obwohl ein möglichst
direkter Weg zwischen Handhebel und dem zu
betätigenden Element angestrebt werden sollte,
muss genügend Zuglänge frei beweglich sein,
damit Lenkbewegungen nicht dazu führen, dass der
Zug gestreckt wird. Beim Gaszug merkt man das
daran, dass sich die Motordrehzahl verändert,
wenn der Lenker hin- und herbewegt wird.
Stimmt die Verlegung, sollten die Züge an
geeigneten Stellen am Rahmen durch locker
montierte Klemmen gesichert werden.
Zum Schmieren müssen die Züge aber meist gelöst
werden.
|
|
Kupplungs- und Bremszüge
japanischer Motorräder besitzen häufig eine innenliegende
Teflonhülse, die
den Zug leichter in der Außenummantelung gleiten
lässt. Diese müssen eigentlich gar nicht geschmiert
werden.
Falls überhaupt nötig, solltest Du nur säure-
und harzfreie
Schmiermittel verwenden, die die Kunststoffseele
nicht angreifen. Das sind teflonhaltige
Schmiermittel, z.B. "Tri-Flow".
Einfaches Fahrrad- oder Nähmaschinenöl verflüchtigt
sich relativ leicht und wird nach einiger Zeit
verharzen. Normales Motoröl wird die Teflonhülle zum
Aufquellen bringen und der Zug geht nach
einiger Zeit schwerer als vorher. |
|
Zur Pflege der Bowdenzüge gibt es wunderbare
Geräte im Handel, die jedoch recht teuer sind. Billiger
ist eine selbstgemachte Tüte aus Pappe oder
Kunststoff, an der Du eine
Ecke abschneidest. Die Öffnung schiebst Du über
das obere Ende des Zuges und sicherst die Tüte
mit Klebeband. Über diesen Trichter kannst Du
jetzt Reinigungs- und Schmiermittel einfüllen.
Zuerst spritzt Du Reinigungsmittel (z.B.
Bremsenreiniger) solange in den Zug, bis das
Mittel unten aus der Hülle wieder heraustritt.
Danach kann Öl eingefüllt werden, bis es unten
ebenfalls heraus läuft. Schließlich wird der Zug
einige Male hin und her bewegt und überschüssiges
Öl abgewischt. Geht der Zug immer noch schwer,
ist er wahrscheinlich beschädigt und es wird ein
neuer fällig.
|
|
Norbert
hat dazu noch einen ergänzenden Tipp:
Am ehesten
nimmt man bei Metallbowdenzügen ohne Teflonseele (!) stinknormales Getriebeöl, da es etwas zäher ist. Auf
manchen Mopedzügen ist so eine kleine Gummitülle zur
Abdichtung drauf. Die eignet sich zum Schmieren
wunderbar. Auch eine Injektionsspritze hilft nebst Kanüle ungemein bei der
Arbeit.
Werner rät auch zu einer Injektion, aber mit
dünnerem Öl, damit es schneller geht:
Zum Schmieren kaufst du dir eine kleine Spritze mit
Kanüle für "dickflüssige Medien" in der
Apotheke - und ignorierst, dass du als Junky
betrachtet wirst. Außerdem besorgst du dir ein nicht
harzendes dünnflüssiges Öl, z.B. Waffenöl.
Die Spritze kann durch die Kanüle aufgezogen werden.
Die Kanüle passt zwischen Aussenhülle und Innenzug,
somit kann ohne große Sauerei geschmiert werden. Wenn
man den Bowdenzug mit einem Heißluftföhn erwärmt,
geht's noch schneller.
|
|
Gaszüge
sind einfach konstruiert und haben keine
innenliegende Teflonseele. Sie sollten daher
von Zeit zu Zeit mit säurefreiem Fahrrad- oder Nähmaschinenöl
geschmiert werden. Auch WD 40 oder Waffenöl (Ballistol)
haben sich hier bewährt. Nicht verwenden sollte
man Fett, denn es verharzt irgendwann und dann
geht nichts mehr.
Chokezüge
braucht man übrigens meist nicht zu schmieren, denn
hier ist ein wenig Reibung eher besser für die
richtige Dosierbarkeit.
|
|
|
|
Nippel fetten
Die Lötnippel an den Handhebeln werden stark
beansprucht und häufig vernachlässigt. Tritt
hier eine zu große Reibung auf, wird der Zug
permanent geknickt und bricht schließlich.
Das Schmieren sollte man daher nicht vergessen.
Ist es ein einfacher Nippel, ist weißes
Sprühfett die richtige Lösung. Besitzt der
Nippel eine kleine Hülse aus Teflon, sollte ein teflonhaltiges
Schmiermittel, z.B. "Tri-Flow" verwendet
werden.
|
|
© Michael (23.09.12
) [Start]
|